Aleksandar Hemon, geboren am 9. 9. 1964 in Sarajevo, Bosnien und Herzegowina. Kurz vor Kriegsausbruch in Bosnien besuchte er Chicago mit dem Vorhaben, einige Monate in den Vereinigten Staaten zu verbringen. Die Belagerung von Sarajevo, die 1992 begann, machte eine Rückkehr unmöglich. Er lebt seitdem in Chicago. Seit 1995 schreibt Aleksandar Hemon auf Englisch und veröffentlicht regelmäßig Kurzgeschichten und Artikel in der Zeitschrift „The New Yorker“, wo einige seiner Erzählungen als Vorabdruck erschienen. Außerdem verfasst er eine Kolumne („Hemonwood“) für das bosnische Magazin „BH Dani“. Er ist Herausgeber der Reihe „Best European Fiction“, die seit 2010 jährlich erscheint und ausgewählte Erzählungen europäischer Schriftstellerinnen und Schriftsteller in englischer Übersetzung enthält.
* 9. September 1964
von Laura Scheifinger
Essay
Im Hemonʼschen Erzählkosmos begegnet man jeder Person (mindestens) zweimal. Das Doppelgängermotiv, das Hemon sowohl auf inhaltlicher als auch auf formaler Ebene konstant fortschreibt, hat seinen Ursprung in dem Bedürfnis des Autors, seine Charaktere wie auch sich selbst nicht auf eine Person reduzieren zu lassen: „Ich betrachte meine Identität als Schriftsteller als hoffnungslos und freudvoll multipliziert. (…) Mein Traum ist es, Menschen zu treffen, die Zweifel an meiner Existenz hegen und sie über jeglichen begründeten Zweifel hinaus davon zu überzeugen, dass ich nicht existiere, dass ...